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«Einen auf den Deckel»

17.03.2022 Hans Egloff

Wohnraum soll bezahlbar bleiben. Was «bezahlbar» heisst, hängt allerdings vom eigenen Standpunkt und den individuellen Verhältnissen ab. Die Forderung ist wenig substanziiert in aller Munde.

Der Ideenstrauss, günstige Mieten durchzusetzen ist gross. In Berlin etwa ist gar von der Verstaatlichung grosser Immobilienkonzerne die Rede. Probiert wurde der Mietendeckel. Diese Massnahme erwies sich allerdings nicht nur als völlig untauglich bzw. gar kontraproduktiv, sondern höchstrichterlich festgestellt als verfassungswidrig.

Der Mieterverband hat vor einigen Tagen eine Studie publiziert, die eine Umverteilung von 78 Milliarden Franken über die letzten 15 Jahre von Mietern an die Vermieter belegen soll. Die Medien haben diese Zahlen willfährig kolportiert. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber die grosse Phantasie des federführenden Büros für Arbeits- und Sozialpolitische Studien BASS AG und die Unzulänglichkeit der Berechnungsmethoden.

Das investierte Eigenkapital, die Steigerung der Baulandpreise und die Kaufpreise für Mietliegenschaften werden in dieser Berechnung einfach ausgeblendet. Wenn es denn eine Preissteigerung gegeben hat, so ist diese vor allem auf Mehrleistungen der Vermieter, auf den erhöhten Flächenbedarf, den steigenden Ausbaustandard und die Bodenpreise zurückzuführen. Gestützt auf die vorgenannte Studie fordert der Mieterverband nun ultimativ eine staatliche «Mietpreiskontrolle».

Die Debatte über steigende Mieten wird mitunter sehr hitzig geführt. Dabei werden Daten und Fakten oft gezielt ausgewählt, um der gewünschten Wahrnehmung Geltung zu verschaffen. Immer wieder gerne wird versucht, eine vermeintliche Mietenexplosion nachzuweisen. Ein differenziertes Bild mit Bestandes- und Angebotsmieten wird selten gezeichnet.

Genauso verhält es sich mit geeigneten Vergleichsgrössen, wie etwa der Entwicklung der Löhne. In diesem Zusammenhang ausgesprochen interessant ist etwa, dass die Einkommen seit 2015 um elf Prozent, die Mieten im Vergleichszeitraum lediglich um rund sechs Prozent gestiegen sind.