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Natürliches Licht für helle Räume

27.04.2023 Katharina Köppen, Faktor Journalisten

Der Anteil an Tageslicht in Innenräumen beeinflusst das Wohlbefinden, die Raumwirkung und den Stromverbrauch. Umgekehrt wirken sich zahlreiche Aspekte wie Fensterformate oder Raumtiefen auf den Lichteinfall aus.

Tageslicht ist wichtig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Allerdings verbringen die meisten von uns sehr viel Zeit in Innenräumen, sei es daheim oder bei der Arbeit. Auch dorthin muss ausreichend Tageslicht gelangen, damit unsere innere Uhr nicht aus dem Tritt gerät und Stimmung, Aufmerksamkeit und Immunsystem nicht leiden.

Seit wir Gebäude zu jeder Tages- und Nachtzeit künstlich beleuchten können, hat natürliches Licht bei der Bauplanung an Bedeutung verloren. Zwar kann man auch mit Kunstlicht helle und behagliche Räume schaffen. Die Qualität von Tageslicht erreicht es allerdings nicht, und auch die positiven Auswirkungen auf Körper und Psyche kann Kunstlicht nicht bieten. Ausserdem benötigt die Lichtquelle Sonne keinen Strom. Kunstlicht ist daher idealerweise lediglich eine Ergänzung für Räume oder Zeiten, in denen das natürliche Licht nicht ausreicht. 

Sollte man also generell möglichst viele und grosse Fenster einsetzen? Dann sind die Räume zwar hell, bei direkter Sonneneinstrahlung im Sommer wird es in ihnen aber schnell unangenehm heiss. Storen oder andere Beschattungssysteme sowie notfalls eine Klimaanlage können dem entgegenwirken. Technische Lösungen sind jedoch kurzlebiger und reparaturanfälliger und somit auf lange Sicht teurer als bauliche Elemente.

Kein (Tages-)Licht ohne Wärme

Tageslichtplanung ist komplex. Denn Fenster müssen nicht nur so platziert und dimensioniert werden, dass sie ausreichend Tageslicht ins Haus lassen. Es gilt, die Balance zu finden zwischen Lichteinfall, sommerlichem Wärmeschutz und passiven solaren Wärmeeinträgen im Winter – wenn die Sonneneinstrahlung die Räume aufwärmt, ohne sie zu überhitzen, und so Heizenergie spart. Auch der Ausblick ist wichtig, und das nicht nur, wenn er besonders schön ist. Fenster erhalten auch bei längeren Aufenthalten im Haus den Bezug zu unserer Umwelt aufrecht, wir nehmen die Tageszeit und das Wetter wahr.

Mit einem Fensteranteil von rund 30 Prozent der Fassade kann man in Wohnhäusern all den verschiedenen Ansprüchen gerecht werden. Das mag wenig erscheinen, gelten doch seit der Moderne grossflächige Verglasungen als ideal. Helle Räume lassen sich jedoch auch mit weniger und kleineren Fenstern gut realisieren, und das weitgehend ohne die problematischen Eigenschaften von grossen Fenstern oder Glasfassaden beim Wärmeschutz. Vor Einblicken ist man ebenfalls besser geschützt, was vor allem in dicht bebauten Gegenden zum Wohlbefinden beiträgt. Und auch das Klima profitiert, denn die Glasherstellung verursacht noch mehr Treibhausgase als jene von Beton.

Position, Format, Grösse

Neben dem Fensteranteil beeinflussen weitere Aspekte den Tageslichteinfall sowie den Wärmeeintrag. Zudem macht das Licht selbst einen Unterschied: Direktes Licht ist intensiver als diffuses Licht, also Tageslicht bei bewölktem Himmel oder solches, das indirekt in den Raum gelangt. Deshalb sind beispielsweise die Fenster von Ateliers traditionellerweise nach Norden orientiert, weil sich das gleichmässige diffuse Licht gut zum Arbeiten eignet. Das Format des Fensters bestimmt, wie sich das Tageslicht im Raum verteilt. Entscheidend ist der obere Teil: Je höher das Fenster, desto tiefer gelangt das diffuse Licht in den Raum. Ein Fenstersturz oder ein Balkon über dem Fenster reduzieren den Tageslichteinfall. Bodentiefe Fenster machen den Raum übrigens nicht wesentlich heller als ein Fenster mit Brüstung, aber sie lassen im Sommer mehr direktes Tageslicht in den Raum, wodurch er sich schnell aufheizt.

Oblichter (horizontale Öffnungen) lassen dreimal mehr und Schrägdachfenster doppelt so viel diffuses Tageslicht eintreten wie gleich grosse Fenster in der Fassade (vertikale Öffnungen). Allerdings ist sowohl bei horizontalen als auch bei schrägen Dachfenstern im Sommer die direkte Sonneneinstrahlung und damit die Wärmelast hoch. Im Winter hingegen ist der passive solare Wärmeeintrag wegen des niedrigen Sonnenstandes gering.

Ein aussenliegender beweglicher Sonnenschutz vor exponierten Fenstern verhindert an heissen Tagen die direkte Sonneneinstrahlung, lässt im Fall von Lamellenstoren aber trotzdem diffuses Tageslicht hinein und gewährt Ausblicke. Eine automatische Steuerung ist ein sinnvolles technisches Hilfsmittel.

Neben den Fenstern haben auch Proportionen, Materialisierung und Farbgebung der Innenräume, die Raumaufteilung sowie die Ausrichtung des Baukörpers Einfluss auf die Tageslichtversorgung. Sie sollte daher von Beginn an in die Bauplanung einfliessen. Auch bei Sanierungen lohnt es sich, die Tageslichtsituation im Voraus zu überprüfen. Denn Massnahmen wie Fensterersatz und Fassadendämmung können zu tieferen Laibungen und dickeren Fensterrahmen und damit zu weniger Tageslicht in den Räumen führen.