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Wohneigentum muss für Mittelstand realistisch bleiben

16.09.2021 Hans Egloff

Obwohl der Bund gemäss Verfassung verpflichtet ist, den Erwerb von Wohneigentum zu fördern, stagniert die Wohneigentumsquote seit Jahren.

Das Wohnen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Digitalisierung, neue Arbeitsmodelle wie Homeoffice erlauben es, heute vermehrt Zeit zuhause zu verbringen. Dies alles verstärkt den Wunsch weiter Teile der Schweizer Bevölkerung nach den eigenen vier Wänden zusätzlich.

Seit rund 30 Jahren kennen die Preise für Wohneigentum nur noch eine Richtung, und zwar nach oben. Immer weniger Schweizerinnen und Schweizer können sich ein Eigenheim leisten. Der Mittelstand wird vom Immobilieneigentumsmarkt immer mehr ausgeschlossen! Neben der Preisentwicklung gibt es allerdings noch weitere Gründe, die zu diesem Missstand führen.

Die geltende Tragbarkeitsregel für die Prüfung der Vergabe eines Hypothekarkredites beruht auf einem fiktiven Hypothekarzins. Eine Familie, die sich ein Eigenheim zu 1'000'000 Franken kaufen möchte, muss zumindest 200'000 Franken Eigenkapital mitbringen. Damit das Eigenheim finanziert werden kann (Zins, Amortisation, Unterhalt), müssen die Erwerber über ein jährliches Bruttoeinkommen von rund 180'000 Franken verfügen…

Der HEV Schweiz führt mit Politik und Wirtschaft seit Längerem Gespräche über mögliche Modifikationen bei den Tragbarkeitsregeln. So könnte etwa der kalkulatorische Zinssatz gesenkt werden. Damit würde der Handlungsspielraum für die Kreditgeber und letztlich für die Eigenheimerwerber grösser.

Zu prüfen bleiben auch Lösungsansätze wie sie im Ausland praktiziert werden. Im angelsächsischen Raum etwa werden Immobilien durch kapitalkräftige Dritte erworben und bleiben dem nachmaligen Eigenheimbesitzer zu günstigen Konditionen zur Verfügung gehalten, bis dieser über die nötigen Mittel für den Erwerb verfügt. Das schafft echte Perspektiven. Es ist mit Aufgabe unseres Verbandes – mit Partnern – geeignete Lösungen zu finden, damit der Traum von den eigenen vier Wänden auch Realität werden kann.